Zunächst einmal ein Begriff, der von etlichen Betroffenen und vielen Medizinern inzwischen als veraltet und unpassend angesehen wird. Zum Streit um die Begriffe will ich hier nicht mehr schreiben, dazu habe ich mich an anderer Stelle schon geäußert.
Sehr lesenswert und aktuell finde ich zur Einführung die kostenlos im Internet abrufbare Broschüre „Zum Bilde Gottes geschaffen – Transsexualität in der Kirche“, die im April 2019 in der 3. Auflage erschien und im Auftrag der Kirchenleitung der EKHN erstellt wurde.
Für alle, die mehr lesen wollen, habe ich in einem Artikel hier schon vor längerer Zeit (im Jahr 2013) einige Gedanken zur Frage zusammengefasst und mit Hintergrundartikeln verlinkt…
Definitionsversuch: Transsexualität bedeutet, dass ein Mensch ein anderes Gehirngeschlecht bzw. neuronal verankertes Geschlechtswissen von sich selbst hat, als es im Chromosomengeschlecht und/oder Hormongeschlecht und/oder Genitalgeschlecht sich von außen zeigt. Diese Differenzerfahrung von Hirngeschlecht und anderen Geschlechtsmerkmalen zeigt sich solange, bis medizinische Hilfe erfolgt (d.h. der Körper angeglichen wird). Eine aktuelle Definition / Beschreibung von Transsexualität findet man auf der Internetseite des im Februar 2016 stattfindenden Kongresses. Je nach äußerem Druck kann es lange dauern, bis ein transgeschlechtlicher Mensch selbst sicher ist, was für ein Hirngeschlecht er oder sie hat. Äußere Faktoren, die vielen transgeschlechtlichen Menschen ein Coming out erschwer(t)en waren /sind – rechtliche Vorgaben des Staats z.B. Zwangsscheidung bei transgeschlechtlichen Menschen (wurde erst 2008 vom Bundesverfassungsgericht aufgehoben). – Vorgaben des Gesundheitswesens (Leitlinien des MdK, die seit Jahrzehnten nicht mehr angepasst wurden) – Autoritäten, denen man vertraut und die auf Grund der Außenwahrnehmung einen versehentlich im falschen Geschlecht einordnen. – Ängste vor möglichen Folgen einer Angleichung (Risiko der Scheidung, Angst vor Jobverlust…) Ein transgeschlechtlicher Mensch möchte – wenn der Leidensdruck zu groß wird und die Faktoren, die einen hindern, überwiegt – seinen von außen wahrnehmbaren Körper dem Hirngeschlecht angleichen. Informationen für Eltern, Freunde, Journalisten… Manche haben wenig Zeit zu lesen. Deshalb hier die m.E. besten Erklärungen für alle, die sich über den aktuellen Stand der Forschung informieren wollen. Man findet sie bei folgenden Medizinern:
- Dr. Haupt im Text „Sie sind ihr Gehirn“ (wissenschaftliche Fassung) bzw. der Kurzfassung (ohne Fußnoten, dafür verständlicher für Laien) In dem im Herbst 2016 herausgekommenen Buch „Transsexualität in Theologie und Neurowissenschaften“ (Hrsg. Gerhard Schreiber), erweitert und vertieft Dr. H.J Haupt seinen Aufsatz zum Thema „Gehirngeschlecht“ umfassend. Neu ist z.B. der Begriff NVSD. Außerdem stellt Dr.Haupt auf S.89 (aber auch Mark Solms in seinem Artikel im gleichen Buch) klar, warum Transsexualität angeboren ist und zitiert dazu neueste Studien. Daher (aber nicht nur deshalb) empfehle ich dieses Buch, zu dem ich an anderer Stelle schon ausführlich gebloggt habe.
- viele weitere Infos und aktuelle Neuerscheinungen zum Thema hier im Blog …
- Update 12.2.2014: Sehr lesenswert für alle, die mehr über transsexuelle Menschen erfahren wollen, ist Udo Rauchfleisch´s Buch: „Anne wird Tom, Klaus wird Lara“ – ich habe dazu hier mehr geschrieben und im hier Blog auch mit Erlaubnis des Verlags und von Prof. Dr. Rauchfleisch ein Schlagwortregister zum Buch veröffentlicht..