zur Gleichstellung transgeschlechtlicher (transsexueller) Menschen vielleicht bei der Bundestagswahl bzw. den Koalitionsverhandlungen und dem Überlegen, wer wen warum wählt bzw. gewählt hat, eine Rolle spielen wird?
Immerhin sind nach Schätzungen ca. 200.000 Menschen in Deutschland transgeschlechtlich. Das sind zum einen alle die, die im bisherigen Verfahren eine genitalangleichende Operation gemacht haben, zum anderen auch alle die, die seit 2011 ohne GaOP eine Hormonbehandlung angefangen haben und eine weitere Gruppe ist die, die einfach eine andere Rolle leben will (z.B.24/7 Crossdresser) und keine medizinischen Maßnahmen möchte.
Für sie alle wäre die Ersetzung des Transsexuellengesetzes (TSG) durch das argentinische Gesetz – wie es das EU Parlament von seinen Mitgliedsstaaten fordert (Link: EU Text unter Ziffer 98 bzw. im Text nach „argentinisch“ suchen), ein großer Schritt nach vorne, denn
- eine Vornamensänderung / Personenstandsänderung wird erleichtert – auch für die, die sonst keine medinizische Hilfe beanspruchen wollen.
- die Leistungspflicht der Krankenkassen für transgeschlechtliche Menschen wird festgeschrieben (und damit der Leidensdruck weiterhin als behandlungsbedürftig anerkannt).
- Transsexualität wird nicht mehr pathologisiert (wie es z.B. Dr. Haupt auch fordert – (Exkurs 2021: der Blog trans-health.info war von 2010-2019 online – leider ist er nicht mehr im Web zu finden und daher der Beitrag auch nicht mehr verlinkbar)).
Die ATME e.V. berichtete ausführlich über dieses Gesetz.
Die reine Liberalisierung unseres Rechts reicht nicht aus, um dem Leid der Betroffenen angemessen zu entsprechen. Ohne medizinische Unterstützung und z.B. Kostenübernahme einer GaOP (genitalangleichende Operation) sind höhere Suizidraten zu erwarten als jetzt! Deshalb bitte ich alle Politiker, sich das argentinische Gesetz durchzulesen (die Gleichstellungsstelle in Berlin hatte vor kurzem auch eine Übersetzung der argentinischen Botschaft im Netz – diese wird aber derzeit überarbeitet) und im Deutschen Bundestag bei einer Abstimmung baldmöglichst es einzuführen.
Warum brauchen transgeschlechtliche Menschen medizinische Hilfe?
Weil niemand ohne massiven inneren Leidensdruck sein Hormon- und Genitalgeschlecht an das Hirngeschlecht angleichen will, wenn es da keine Differenz gibt. Das machen nur Menschen, deren Hirngeschlecht vom Chromosomengeschlecht abweicht. Der Leidensdruck führt z.B. dazu, dass transgeschlechtliche Menschen eine Scheidung in Kauf nehmen, sich mit einer oft schmerzhaften Laserepilation die Bart-Haar-Folikel weglasern lassen, eine genitalangleichende Operation durchführen zu lassen usw…. – das macht man nicht eben aus einer Laune heraus.
Update: Inzwischen gibt es in den Parteiprogrammen mancher Parteien zur Bundestagswahl entsprechende Hinweise, die Hoffnung auf Verbesserung geben. Als evangelische Pfarrerin will ich keinen Wahlkampf für eine Partei machen. Aber ich will dazu ermutigen, als mündige Bürgerin und Bürger sich selbst ein Urteil zu bilden, welche Partei im Blick auf die Situation transgeschlechtlicher Menschen Veränderungsbedarf sieht. Die Wahlprogramme kann man aber ganz einfach hier downloaden und dann nach Begriffen wie „transsexuell“ oder nur „trans“ suchen.
Bei folgenden Parteien fand ich Aussagen zum Thema „transsexuell“ bzw. „transgeschlechtlich“ im Parteiprogramm zur Bundestagswahl:
- FDP
- Grüne
- SPD
- Linke
Die Wahlprogramme kleinerer Parteien habe ich (noch) nicht durchsucht.