waren die Schlagworte der französischen Revolution, die im Zusammenhang der Aufklärung so wichtig wurden. Viele haben ja mehr oder weniger ausführliche Stellungnahmen zu Charlie Hebdo und den traurigen Ereignissen in Paris geschrieben.
Ich finde diese Morde und den Terrror schlimm und verurteile sie, genauso wie ich Terror und Gewalt gegen unschuldige Menschen weltweit verurteile.
Mir sind grundlegende Werte der Aufklärung wichtig und mir ist mein Glaube wichtig. Klar ergeben sich manchmal Spannungen zwischen dem, was man als glaubender Mensch als „heilig“ empfindet und dem, was z.B. Presse- und Meinungsfreiheit beinhaltet. Aber das darf nie Grund werden, Selbstjustiz zu üben oder gar Terror zu legitimieren.
Im Gegenteil: Sowohl als Christin wie auch als eine Vertreterin europäischer Werte der Aufklärung trete ich für Dialog und Gespräch ein und hoffe, dass viele andere es auch tun. Wir brauchen keine Spaltungen, sondern mehr Brüderlichkeit, mehr Einheit, mehr Gerechtigkeit, mehr Freiheit, mehr sozialen Frieden, mehr Miteinander und all das erreichen wir nur über Dialog, Meinungsbildung, Abstimmungen und all den Möglichkeiten, die eine demokratische Gesellschaft bietet. Navid Kermani spricht mir aus dem Herzen, wenn er schreibt, „dass Terror nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern einen sozialen, politischen und geistigen Nährboden hat.“ Und ich sehe es auch so, dass wir „den Terror nur besiegen“ werden, „wenn wir ihm den Boden entziehen.“
Susan Sontag fragte nach den Terroranschlägen vom 11.9.: „Was haben wir getan, dass sie uns so hassen?“ und es wäre sicherlich gut gewesen, wenn wir uns mit dieser Frage ausführlicher auseinandergesetzt hätten. Das soll allerdings kein Argument sein, dass die UN und Staatengemeinschaften nicht den Opfern des Terrors helfen sollten – denn wenn eine Terrormiliz wie Boko Haram Dörfer dem Erdboden gleichmacht und Menschenrechtsorganisationen wie amnesty darüber berichten, darf man nicht einfach wegschauen (sonst verliert man Glaubwürdigkeit).
Was aber fehlt ist meines Erachtens eine grundlegende Auseinandersetzung über die gerechte Verteilung der Güter unserer Welt, so dass zum Beispiel die Ausbeutung von Bodenschätzen im Kongo nicht einfach so weitergeht wie bisher und dauernd neu Grund für den Terror dort liefert, sondern Rechtsstaatlichkeit und demokratisch legitimierte Verträge (nicht etwas wie TTIP) dazu beitragen, dass die Menschen im Kongo von ihren Bodenschätzen selber profitieren. Klar mögen dann Smartphones teurer werden, weil Coltan als wichtiger Rohstoff teuerer wird – aber wenn es um grundlegende Rechte von Menschen geht, dürfen eben nicht wirtschaftliche Interessen und eine „Geiz ist geil“ Mentalität an erster Stelle stehen, sondern die Frage: Welche Werte dienen allen Menschen? Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sollten solche Werte sein. Abdelkader Benali schließt einen sehr lesenswerten Beitrag in der NZZ mit den Worten: „Jüngst habe ich in Tanger am Fernsehen einen Mann empört ausrufen hören: «Wir haben nie Jesus verspottet. Wir respektieren ihn.» Das hörte sich an, als würde Reziprozität eingefordert. Aber in einer freien Gesellschaft geht es nicht um Gegenrecht, es geht um die Freiheit für alle und die Verteidigung dieser Freiheit. Es ist die Freiheit, in der Muslime und Christen leben und miteinander wachsen können.“ – dem ist nichts hinzuzufügen.