ein spannendes Thema – auch im Wahlkampf. Wer vermeiden will, für eine bestimmte Partei zu werben, sollte wissen:
- „nicht“ wird im Gehirn schlecht oder gar nicht aufgenommen. „Denken Sie nicht an ein Kamel!“ – und woran denken Sie nun?
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Aus Elisabeth Wehlings Forschung ergeben sich dafür einige Hinweise: Wenn wir Wahrnehmung positiv beeinflussen wollen, dann müssen wir reframen – und nicht negative Frames wiederholen. Nicht mal durch Verneinung, denn selbst das aktiviert und bestätigt den Frame in uns.
- Die Theorie der „kogitiven Leichtigkeit“ (vgl. Daniel Kahnemann, „schnelles Denken, langsames Denken“, S.81ff) zeigt, wie
– dauernde Wiederholungen (z.B. bestimmter Parteinamen)
– klare Darstellung
– geprimte Vorstellung
– gute Laune
dazu führen, dass „etwas sich vertraut anfühlt“, „wahr erscheint“, „sich gut anfühlt“ und „mühelos erscheint“.
Deshalb sollte man – wenn man eine Partei nicht empfiehlt, weder deren Namen dauernd wiederholen, noch das Wort „nicht“ in Kombination mit dieser Partei verwenden (wie es bei manchen facebook-Userprofilfotos derzeit Mode ist).
Kahnemann schreibt:„Die Ergebnisse von Priming-Studien legen die Vermutung nahe, dass die Anziehungskraft autoritärer Ideen wächst, wenn Menschen an ihre Sterblichkeit erinnert werden, da diese Ideen angesichts des Schreckens, der vom Tod ausgeht, beruhigend wirken mögen.“ (S.76)
Deshalb ist es hilfreich, wenn Medienvertreter sich darüber Gedanken machen, wie Berichte über Terrorattentate extremistischen Gruppen mit autoritärem Gedankengut Auftrieb geben und so letztlich Gruppen wie der IS gestärkt werden…
Update 24.9.2017: Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Artikel „Wie bekommt man Fake News aus den Köpfen?“ (Sebastian Herrmann) über die Probleme, die sich aus der Wahrnehmung falscher Informationen ergeben.
Ich weiß nicht, ob ich Dich gerade richtig verstehe, aber habe ich aus Deinen etwas sprunghaften und vagen Verknüpfungen zur Wahrnehmungspsychologie etwa richtig heraus gelesen, daß Du hier für nichts anderes plädierst, als für „Informationsselektion“.
Wenn dem so sein sollte, so halte ich dies für im höchsten Maße fragwürdig und unethisch! Wer besitzt, warum, und durch was legitimiert die „Entscheidungsqualifikation“ festzulegen, was wir wissen dürfen, und was wir besser nicht wissen sollen?
Sollen jetzt „Nachrichten“ danach nach dem Prinzip des Utilitarismus zusammengestellt werden?
Über solcherlei ethisch-theologische Rechtfertigungen kann sich „big brother“ in der Orwell/Huxley´schen „Schönen neuen Welt“ nur allzu aufrichtig freuen!
Wenn Ethik dazu beiträgt, eine Diktatur zu verhindern, wie es sie 1933ff gab, dann halte ich sie für hilfreich. Wenn Parteien Menschen „entsorgen“ wollen, dann sollte man sich spätestens darüber Gedanken machen, wie man Werbung für diese Parteien verhindert.
Solch eine „Ethik“ braucht nichts mehr zu verhindern, sie ist bereits Diktatur. Oder soll es jetzt nur mehr um „das kleinere Übel“ gehen?
Wenn man einer Partei, deren Funktionäre durch Missachtung grundlegender Werte (z.B. Menschenwürde) auffallen, nicht den Gefallen tut, sie zu erwähnen, ist das noch keine Diktatur, sondern durchaus sinnvoll. Wohin es führen kann, wenn solche Parteien an die Macht kommen, sieht man in Ungarn. Dort ignoriert man selbst den Europäischen Gerichtshof: http://www.spiegel.de/politik/ausland/ungarn-lehnt-eugh-urteil-ab-juristen-sehen-eu-recht-in-gefahr-a-1166403.html – d.h. es macht durchaus Sinn, schon im Vorfeld zu überlegen, wie man solche Regierungen verhindern kann, die geltendes Recht so missachten. Abgesehen davon geht die Entwicklung auch in den USA durch solche Populisten in eine Richtung, bei der m.E. jeder, der demokratische Grundwerte hat, sich überlegen sollte, wie man diesen Zug ausbremst. Im Gegensatz zu den Wahlversprechen wird dort ja derzeit tatsächlich massiv in Rechte von transsexuellen Menschen eingegriffen. Und wenn man liest, wie die Rede vom „Genderwahn“, die in entsprechenden extremen Parteien gepflegt wird, nun auch in Tageszeitungen (https://www.facebook.com/photo.php?fbid=502446750112583&set=a.136353396721922.1073741828.100010417878882&type=3&theater) zu finden ist, dann sollte man solchen Leuten keinen Raum geben. Ich jedenfalls werde nicht die fördern, die die Rechte von LSBTTIQ Menschen missachten und so tun, als ob das alles nur „Gender-Ideologie“ sei, was sich klar in Studien finden und belegen lässt.