in diesem Blog bislang kein Thema ist – dieser Artikel von Joachim Müller-Jung (FAZ) zeigt einmal mehr, wie hilfreich es ist, wenn man sich mit Grundlagen der Epidemologie auseinandersetzt (zum Begriff habe ich ja in diesem Blog anderswo schon mehr geschrieben). Das von 100 Lungenärzten herausgegebene Papier scheint jedenfalls aus fachlicher Sicht wenig von evidenzbasierter Arbeit, sondern aus eminenzbezogener Sicht gestaltet zu sein.
Joachim Müller-Jung zitiert Prof. Dr. Nino Künzli:
„Köhler, Hetzel und Co. verfügen über keinerlei epidemiologische Ausbildung, die sie dazu befähigen würde, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Umweltepidemiologie sachkundig zu beurteilen.“ […] „Der Beitrag der epidemiologischen Forschung ist zu den Fragen der Luftverschmutzung von zentraler Bedeutung. Zum Beispiel kann die Frage, ob Kinder, die an schadstoffbelasteten Adressen wohnen, eine verlangsamte oder unvollständige Lungenentwicklung erleben, nur epidemiologisch erforscht werden.“ […] „Der Stickoxid-Grenzwert der EU erfüllt die Empfehlungen der WHO. Wer ihre Aussetzung per richterlichem Dekret fordert, handelt unethisch, da dadurch eine zentrale Errungenschaft der Prävention und der Erhaltung von Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird. Die Feinstaub-Grenzwerte der EU sind hingegen viel zu hoch angesetzt. Seit Jahren weigert sich die EU – stark beeinflusst von Deutschland – die WHO-Richtwerte in die Direktive zu übernehmen.“
Auch der gesamte restliche Artikel ist eine Fundgrube für alle, die sich mit epidemiologischen Fragen auseinandersetzen bzw. sich darin einarbeiten wollen. Prädikat: Sehr lesenswert! Danke!